Die EATCM-Austria lehrt zwei Arten der Pulstatsung, die statische und die dynamische Pulstastung.
Die statische Pulstastung entspricht der klassisch chinesischen Pulstatastung. Es wird mit drei Fingern an der Arteria radialis beidseits an definierten Taststellen die Qualität des Pulsschlages beschrieben und eine Diagnose gestellt.
Im Gegensatz dazu wird bei der dynamischen Pulstastung entweder mit Daumen oder Zeige- und Mittelfinger am Puls der Arteria radialis der sogenannte Pulsreflex (RAC) getastet, der sich während des kontinuierlichen Pulsschlags in einer kurzen Qualitätsveränderung (meist inform einer Amplitudenerhöhung) zeigt.
Was ist der RAC?
Der französische Akupunkturarzt Paul Nogier entdeckte 1969, dass die Reizung pathologisch veränderter Akupunkturpunkte eine deutlich spürbare, reproduzierbare Pulsänderung auslöst. Er ging damals davon aus, dass es sich um einen kardial ausgelösten Reflex handeln müsse und nannte ihn "Refléxe auriculocardiaque" (RAC). Heute weiß man, dass dieser Reflex nicht kardialen Ursprungs ist, sondern sympathisch-vegetativ ausgelöst wird. Dieses physiologische Phänomen tritt auf bei Interferenz gegenläufiger Wellen des Blutstroms, die durch die sympathisch vermittelte Engstellung der arteriellen Endstrombahn entsteht. Eine solche Sympathikusaktivität wird durch Mikrostimuli, wie die Reizung eines pathologisch veränderten Akupunkturpunkts, ausgelöst. Diese Reizung kann zum Beispiel durch Ausübung von leichtem Druck auf das entsprechende Hautareal erfolgen.
Mit der dynamischen Pulstastung können also die wirksamsten Punkte detektiert werden, was die Effizienz der Akupunkturbehandlung um ein Vielfaches erhöht.